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Zurinka

 Eine Geschichte von Alina Nelega, Übersetzt von Tilda Hoffmann M.A., Zeichnung von Liviu Boar
Interpretiert von Inge Ziegler

Es war einmal ein wunderschönes Land namens Arom. Dort, beschützt vom Mond, herrschte der König Zoralio zusammen mit seiner geliebten Gemahlin, Königin Luludia.

In diesem Land lebte auch die Hexe Djungalia, eine Hexe, die ihr Herz für einen Zauberspiegel an den Teufel verkauft hat. Djungalia wollte über das Land Arom herrschen und durch den Spiegel konnte sie alles sehen, was in der Welt geschah.

Der Herrscher Zoralio, der selber ein Zauberer war, verhexte das Land Arom so, dass das Land unsichtbar wurde. Nur die Menschen die lieben konnten und ein gutes Herz hatten, konnten das Land in ihren Träumen erreichen. 
Die Hexe flüchtete weit weg und ging in ein Land namens Aver. Dort fand sie eine Bleibe unter dem Bett des Prinzen Gunjar, der dadurch aber sofort erkrankte.

Da das Land Arom ein sehr kleines Land war, wurde es mit der Zeit für die Kinder von Zoralio und Lulidia zu eng.

Der König liebte alle seine Kinder gleich, die Großen wie die Kleinen, die Weißen wie die Schwarzen, die Fleißigen wie die Faulen, aber am liebsten hatte er seine schönste Tochter, Zurinka.

Zurinka war groß und schlank, mit lang gelockten Haaren, leuchtenden Augen wie zwei Sterne, die das volle Leben ausstrahlten, weiße Zähne wie Perlen und rote Lippen wie Rosenknospen. Sie war ein fröhlicher und sanftmütiger, ein warmherziger und herzensguter Mensch. Sie liebte die Musik und das Tanzen. Nicht umsonst war Zurinka auch die berühmteste Sängerin und Tänzerin in dem ganzen Land. Aber sie konnte auch zaubern.Eines Morgens rief der König Zoralio seine Kinder zu sich und sprach zu ihnen:

„ Chej bari mure, chavi muri meine Prinzessinnen und meine Prinzen! Unser Land wird zu eng für euch. Zieht alle in die Welt hinaus und findet euren Weg, die euren Fähigkeiten und Talenten entsprechen. Ihr sollt den Menschen helfen. Ihr solltet immer barmherzig und fröhlich sein. Ihr sollt das Leben lieben und das Leben genießen. Und wenn ihr einmal in Schwierigkeiten steckt, und keinen Schutz mehr findet, so legt euch auf die Erde, und in euren Träumen werden wir uns wiedersehen.

So zerstreuten sich alle Kinder des Königs. Diejenige, die das Gold liebten, hatten sich unter der Führung von Prinz Rupi gestellt. Andere, die vom Silber angetan waren, haben Sumarkal als ihren Anführer gewählt. So wurden sie Gold- und Silberschmiede. Die Kinder, die das Feuer mit seiner roten, brennenden Farbe mochten, haben sich Carruso, dem Kesselschmied angeschlossen. Sie reichten den Menschen das Essen aus ihren Kesseln.

Garstinel führte diejenige, die Freiheit, die kühlen Wälder und die breiten Felder liebten. Sie wurden Pferdehändler.

Die Kinder, die einfach nur das Leben genossen, folgten Zurinka. Zurinka führte die Narren und die Musiker, die Tänzer und die Wahrsager.Während die Kinder des Herrschers Zoralio sich in die Welt zerstreuten, wurde der Prinz Gunjar immer schwächer und schwächer. Die Hexe Djungalia quälte den Prinzen jede Nacht in seinen Träumen. Sie trat in seine Träumen, peitschte und kratzte ihn, aber sie erreichte damit nichts. Er konnte das Land Arom nicht erreichen, weil der Prinz noch nie die wahre Liebe erfahren hatte.

Als Zurinka mit ihren Geschwistern durch die Welt zogen, ließen sie sich eines Tages an der Stadtmauer von Aver nieder. Sie breiteten ihre Zelte aus und am Feuer feierten sie ihre Feste. Als der Prinz Gunjar ihre Musik hörte, erfasste ihm ein geheimnisvoller Wunsch dabei zu sein und alles zu sehen. So hatte er noch nie in seinem Leben gefühlt. Er zog sich einen langen, schwarzen Mantel an und verließ den Palast. Er versteckte sich hinter den Bäumen und beobachtete das Geschehen an den Zelten. Plötzlich fiel er über einen Brennnesselbusch und vor Schreck schrie er laut auf. Die Musiker entdeckten den Prinz und wollten ihn mit einem Messer töten.

„Tötet ihn nicht“, rief Zurinka ihnen zu. „Ich möchte sein Gesicht sehen. Was tust du denn hier?“, fragte sie?

„Ich versuche zu eurer Musik zu tanzen“, sagte der Prinz verlegen wie ein Dieb, der erwischt wurde.

„Ach so“, lachte Zurinka. „Dann zeig´s uns, was du kannst!“. Sie drehte sich den Musikanten zu und befahl ihnen zu singen.

Der Prinz machte die ersten Tanzschritte, als Zurinka sich ihm näherte und sagte: „Nicht so! Halte deinen Rücken gerade. Schau mal, so!“ Er fing an zu tanzen und dabei konnten seine Augen nicht von ihr lassen, aber Zurinka ging es auch nicht anders. Sie hatte Augen nur noch für den Prinzen. Sie haben bis zum Sonnenaufgang gefeiert, als plötzlich ein starker Wind aufkam. Es war Djungalia, die aus dem Schlaf erwachte und bemerkte, dass Gunjar nicht mehr in seinem Bett war. Die Musikanten rannten weg und Zurinka und der Prinz verschwanden Hand in Hand in den Wald, wo die Pferde ihres Bruders Garstinel weideten. Sie sprangen auf Baval, das schnellste Pferd und ritten los.

Gefolgt von der Hexe kamen sie bei Carruso an, der ihnen einen Kessel schenkte. Da warf Zurinka den Kessel ins Wasser und hinter ihnen wurde das Wasser ganz schwarz. Djungalia schwamm durch das Wasser ohne den Zauberspiegel aus ihrer Hand zu lassen. Zurinka und Gunjar kamen bei Rupi an, der ihnen einen Silberkamm gab. Zurinka warf den Kamm hinter sich und auf einmal stand ein Kammberg voller Zinken bis zum Himmel. Die Hexe kletterte über die Zinken und dabei riss sie sich ihre Haut bis auf die Knochen ab, sodass von ihr nur noch ein Skelett übrig blieb. Den Zauberspiegel hielt sie aber noch immer eng an ihrer Brust.

Die beiden wussten kein Rat mehr, sie wussten nicht mehr, wohin sie laufen sollten. Sie legten sich auf die Erde und schliefen sofort ein. Da Gunjar jetzt auch die wahre Liebe gefunden hat, konnte er zusammen mit Zurinka im Traum das Land Arom erreichen, wo Zoralio und Luludia lebten.

Djungalia, die aber noch immer noch nicht tot war und noch den Zauberspiegel besaß, freute sich, fröhlich und gut gelaunt trat sie wieder im Traum von Gunjar auf.

Sie zeigte sich dem König Zoralio in der Gestalt eines Teufels mit glühenden Augen. Sie überfiel den König und es folgte ein Kampf auf Leben und Tod. Die Hexe verbrannte alles, was sich in ihren Weg stellte. Zoralio machte ein Zeichen und es fing an zu regnen. Daraufhin zauberte Djungalia dichte Nebelbänke und es wurde plötzlich Nacht im Land Arom. Zoralio ritt aber auf dem Rücken des Mondes und zog den Nebel weg. Danach verwandelte sich Djungalia in die Gestalt des Königs, und sie sah ihm so ähnlich, dass niemand erkennen konnte, wer der wahre Zoralio ist. Aber um diese Verwandlung zu ermöglichen, musste die Hexe für einen kurzen Augenblick den Zauberspiegel aus ihrer Hand legen. Der wahre Zoralio nahm sich schnell den Spiegel und schloss die Hexe dort hinein. Danach warf er ihn in die Tiefe des Himmels. Die Hexe wurde in einem Regenbogen eingeschlossen. Auch heute, wenn es regnet oder Nebel ist, kann man Djungalia sehen, wie sie mit all ihren Kräften versucht herauszukommen. Sie kann aber niemanden mehr etwas antun, da sie ihre Zauberkräfte verloren hat.