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Das festessen der braut

Eine Geschichte von Mediana Stan, Übersetzt von Tilda Hoffmann M.A., Zeichnung von Moldovan George
Interpretiert von Inge Ziegler

Das Dorf hieß Maisdorf und es lag in einer Senke von einigen Hügeln wie große Haufen, sodass die Dorfbewohner sehen konnten, wie die Büffel, die auf der Koppel grasten mit ihren Hörner die Sonne durchbohrten.

Am Abend  erreichte ich das Haus, wo ich erwartet wurde. Die Büffel kamen gerade von der Weide und strömten in die großen Höfe hinein. In allen Höfen war großer Betrieb, den die Tiere bekamen was zum Trinken und man bereitete das Abendbrot vor.

Ich ging hinein und wartete bis die Herde versorgt wurde und nachdem sie im Stall verschwunden waren, brachte mir die älteste Tochter, eine Gestalt mit ausgeblichenen Haaren, hager und steif, einen kleinen Krug Wasser. Ich war von der Fahrt erhitzt und ich fühlte das vor Durst meine Lippen aufgesprungen waren. Ich trank das Wasser in einem Zug aus und hatte noch mehr verlangt. Sie hat mir den Krug nochmals vollgemacht und der Herr des Hauses, ihr Vater, ein Mann so groß wie ein Hügel und mit einer Haut, ob sie in einem Offen gebraten wurde und mit rötlichem Schnauzbart, sagte zu ihr grob:

„Hol einen Eimer Milch!“ Das Mädchen ging zu dem hinteren Teil des Hofes und brachte einen Eimer Mich. Die ganze Familie war beim Melken im Stall. Sie wollte mir die Milch in den Krug gießen, wobei ich kaum noch Durst hatte. Ich nahm ihr den Eimer weg, führte ihn zu meinem Mund und ich trank die Hälfte aus. Dabei hatte ich auch mein Hemd bekleckert. Ich stellte den Eimer auf einen Tisch, der vor dem Haus stand, atmete einmal tief durch, danach nahm ich den Eimer und begann zu trinken, bis die Milch alle war.

Dankend wischte ich meinen Mund mit einem Geschirrtuch ab.

  „Zum Wohl, Junge“, murmelte der Mann und sah nach dem leeren Eimer. Er fragte mich, was mich hergetrieben hat. Er tat so, als ob er es nicht wusste. Ich erzählte ihm, dass ich auf Brautsuche bin und ich hörte, das Dorf hätte sehr viele, schöne und fleißige Mädchen zu bieten.

„So ist das“, sagte er. „Schau mal. Eine davon ist meine große Tochter. Sie war immer hochnäsig und sie hat alle Bewerber abgelehnt. Und es ist kein Witz, sie wurde von vielen Jungs umworben, aber keiner war ihr gut genug, entweder waren sie nicht schön oder noch klug genug. Und so kommt es, das sie unverheiratet blieb und sie ist jetzt etwas reifer. Aber das soll kein Hindernis sein. Die Blume ist doch am schönsten, wenn sie aufgeblüht ist...ha, ha, ha.!“
Beim Anschauen des hässlichen Mädchens schüttelte ich mit dem Kopf. Der Abend brach an, die Hügel schienen noch höher und enger rings um das Dorf zu sein, wie schwarze Gespenster, die ihre Köpfe zusammen taten, ob sie etwas zu verheimlichen hatten.

In dem runden Bauernhof, der von dicken Holzbalken eingezäunt war, sah man die Urinpfützen von den Büffeln, aus denen Dampf hochstieg, und die Knechte, die den Mist mit Schubkarren in ein Loch in den hinteren Teil des Gartens wegfuhren.

Es stank entsetzlich nach Stallmist und Rauch.

Zwei Mädchen, wahrscheinlich die jüngeren Geschwister, führten mich stoßend in einen Raum, angeblich weil es dunkel war, sie zündeten die Lampe an und kichernd fingen sie an mein Bett / herzurichten. Ich verlies sie, damit sie ihre Arbeit erledigen konnten. In der Zeit ging ich zum Brunnen um mich zu waschen.

Ich zog aus dem Brunnen ein Eimerchen und goss das Wasser über meinen Kopf. Ich wusch und kühlte mich dabei ab und trocknete mich mit dem Handtuch ab. Danach wollte ich mir meine Bundschuhe anziehen, die ich etwas abseits stellte, um sie nicht beim Waschen nass zu machen. Dabei stürzte ich in eine klebrige und kalte Grube. Ich fing an zu zappeln, rief nach Hilfe, aber aus dem beleuchteten Haus kam niemand heraus. Plötzlich entdeckte ich neben mir zwei leuchtende, klotzige Augen und hörte eine hechelnde Atmung. Es war eine Büffelkuh, die nach dem Gebrüll zu beurteilen, nicht gerade begeistert war, das Schlammbad mit mir zu teilen. Ich schrie und aus dem Haus kam das unverheiratete Scheusal heraus, das mir lachend sagte:

„Hab keine Angst, du must sie küssen und du wirst unverletzt bleiben“
Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Ich schaute sie an, ich schaute die Büffelkuh an.

„Könnte ich dich nicht lieber küssen?“

„Hmm, das gehört sich nicht“, sagte sie und fing an von einem Fuß zum anderen zu wippen und ihre Schürze in den Händen zu drehen „und außerdem bin ich nicht diejenige, die mit dir in dem Schlamm ist“

Die Büffelkuh hatte ein durchbohrenden Blick, sie spitzte ihre dicken Lippen und ihr sabberndes Maul. Oh  Gott, was sollte ich nur machen?  Ich versuchte zu fliehen, aber da bin ich noch tiefer in den Schlamm gerutscht und das Ungeheuer ließ ihre Hörner runter und brüllte ganz schön verärgert. Ich weiß es gar nicht mehr, wann ich sie geküsste habe. Ich ging rasch aus dem Loch heraus. Ich fing mit dem Waschen wieder an. Ich achtete daraus nicht wieder in den Schlamm zu stürzen, aber dieses Mal ist meine Seife in den Brunnen gefallen. Als ich meine Bauernhose anzog, sah ich  im Halbdunkeln eine weiße Gestalt, wahrscheinlich eines von den Mädchen, vielleicht sogar das Scheusal, die im Hof geblieben war und mich anglotzte.

Hm! Ich ging in mein Zimmer und zog mich fertig an. Nach kurzer Zeit kam auch die Herrin des Hauses und bat mich zum Essen zu kommen. Sie war eine dunkle Bäuerin und die barfuß lief. Sie hatte große und dicke Füße. Sie rückte ständig die Bettdecken zu recht hin und her. Sie führte mich in eine große Küche. Am Feuer standen zwei Mädchen, die mit einem Kochlöffel in einem Kessel rührten, in dem der Maisbrei mit Blasen kochte. Die Hausherrin deckte den dreibeinigen Tisch mit Butterschalen und Büffelkäse. Die ganze Familie kam und setzte sich an den Tisch. Mit den Knechten zusammen waren sie ungefähr 20 Leute. Die Mädchen stürzten den goldgelben Maisbrei, groß wie ein Käselaib in der Mitte des Tisches auf ein Holzbrett.

Das Scheusal sah ich nicht und ich bemerkte, dass am Tisch viele hübsche Mädchen saßen. Eins davon war sogar mein Geschmack. Der Vater fing an den Maisbrei mit einem Zwirn in Scheiben zu schneiden und zu verteilen. Um ein bisschen Spaß zu haben, nachdem fürchterlichen Erlebnis mit der Büffelkuh, fragte ich interessiert den Vater, wo seine Schönheit von Tochter geblieben ist, da ich sie nicht sehe.

„Meine Tochter“, sagte er, „ist sehr wählerisch beim Essen und sehr zurückhaltend. Besonders, wenn sie merkt, dass in der Nähe Brautwerber sind, die um ihre Hand anhalten wollen, dann zieht sie sich zurück - ein sehr seltenes Benehmen bei einem so schönen Mädchen, das alle Menschen sehen wollen.“

„Ach so“, sagte ich, aber die bedrohliche Figur des Menschen, der diese Worte aussprach, führte dazu das ich mein Lächeln unterdrückte.

„Es soll in einer guten Stunde sein, Junge“, sagte er und hob sein Schnapsglas und leerte es aus einem Zug aus. „Du sollst diejenige finden, die für dich bestimmt ist. Wer weiß, vielleicht meine älteste Tochter findet einen Ehemann“...
  „Gott ... es ist mir fast „oh Gott bewahre!“, rausgerutscht, aber ich hatte es noch rechtzeitig verschluckt und so fügte ich hinzu „Gott helfe ihr“!
Ich hatte das Schnapsglas auch in einem Zug ausgetrunken und ich fing an mit essen. Als ich mein Kopf hebte, sah ich wie die Mädchen am Tisch nicht mehr vor Lachen konnten, wie sie versuchten ihr Lachen zurückzuhalten, sie bissen ihre Kiefer aufeinander und richteten ihre Nasen nach unten auf die Teller.

Das Brauchtum verlangte, dass an der Sommersonnenwende alle heiratswilligen Mädchen aus dem Dorf, einen Maisbrei kochten und ihn dann auf den Tisch vor dem dörflichen Herdfeuer stellten. Dann kam der Brautwerber und wählte einen Maisbrei aus, entweder nach dem Geschmack oder wie der Brei aussah. Er nahm das Mädchen, die den Brei zubereitet hatte zur Ehefrau. Es kamen Freier aus weit entfernten Dörfer, um sich im Maisdorf eine Braut zu suchen.

Ich war ein sehr mäkeliger und wählerischer Kerl, was die Braut betraf. Und als meine Mutter sah, dass die Jahre vergingen und ich kein Mädchen heiraten wollte, schickte sie mich nach Maisdorf. Sie sagte mir, wenn ich mich nicht entscheiden kann, sollte ich es dem Schicksal überlassen. Meine Mutter hatte sicherlich Recht und sie wusste auch, dass alle Ehen, die im Maisdorf geschlossen wurden, glücklich waren und keiner der Eheleute hatte bis jetzt etwas zu meckern an dem Ehepartner.

Ich musste ihnen bei der Arbeit mithelfen und habe verlangt, dass ich das Vieh auf die Weide treibe. Sie ließen ihre Büffel und Ziegen in meiner Obhut.  Ich schaute mit Furcht nach der Büffelkuh aus dem Schlamm, sie war aber nicht dabei. Sie gaben mir eine Hirtentasche mit Zwiebeln und kalten Maisbrei und zusammen mit einem zehnjährigen Jungen, begleitet von zwei großen Hunden mit flockigen Fell, trieb ich die Herde hoch auf den Hügel. 
Angekommen auf der Koppel weideten die Kühe. Später als die Sonne ganz hochstand stiegen wir zu dem Fluss ab, der am Fuß der Hügels floss. Die Tiere tranken aus dem Wasser und sie nahmen ein Schlammbad in dem Flussbett, so wie es ihre Gewohnheiten waren.

Plötzlich sah ich, dass der Junge mit einem Stock die Tiere stach und dabei murmelte:

„Wenn ihr doch heiraten würdet, dann hätte ich euch endlich los!“

„Sie werden die Bullen heiraten, wenn es so weit ist“, sagte ich lächelnd.

„Was redest du da, Dummkopf?“ sagte der Junge mit einem streitsüchtigen Ton genau wie sein Vater.

„Was sagst du?, sagte ich wütend und nahm ihn an seinen Ohren. In diesem Augenblick hoben alle Büffelkühe ihre Köpfe aus dem Wasser oder Schlamm und wollten gerade in meine Richtung kommen. Es war nicht zum Scherzen.  Ich streichelte das Kind über den Kopf und sie fingen an weiter zu trinken, aber ihre glotzenden und bösen Augen waren immer zu mir gerichtet. 
„Sag mir, bitte, was geht hier eigentlich vor?“ Das Kind schwieg eine Zeit lang und schaute nur böse unter seinen Augenbrauen hervor.

„Schau mal, was ich dir schenke“, versuchte ich ihn zu besänftigen. Ich nahm aus meiner Brusttasche eine Henne aus Ton, wunderschön glasiert. Ich ging zum Fluss, füllte die Henne mit Wasser und fing an zu pfeifen und zu gurgeln. Es war mehr als der Junge ertragen konnte. Er nahm die Henne und sagte:

„Diese Büffelkühe, die du heute auf die Weide treibst, sind Mädchen, die von den Dorfbewohnern bestraft wurden, weil sie den Brautwerber, nachdem er den Maisbrei ausgewählt hatte, abgelehnt haben.“

„Und sie kochen keinen Maisbrei?“

„Doch, doch. Aber sie kochen den Maisbrei schon am Abend, sodass am nächsten Tag ihr Maisbrei kalt und hart ist und sehr selten werden dann ihre Maisbreie ausgewählt. Die meisten wählen einen heißen, noch dampfenden Maisbrei aus. So bleiben sie unverheiratet. Das ist ihre Strafe“.

Wir kehrten am Abend zurück, die Kühe folgten uns gehorsam mit feurigen Blicken. Der Junge pfiff und gurgelte aus der Henne, sodass es im ganzen Tal zu hören war.

Wir kamen an und setzten uns an den Tisch. Das Kind war fröhlich und ich grübelte sehr über die Geschichte mit den unverheirateten Büffelkühen nach.
Am nächsten Tag sind alle heiratswilligen Dorfmädchen ganz früh aufgestanden und sie fingen an den Maisbrei zum Heiraten, wie man das Essen dort nannte, vorzubereiten.

Ich ging raus und wusch mich an dem Brunnen und passte dabei auf, dass ich nicht wieder in den Schlamm der Büffelkühe falle. Das Tier schien nicht mehr dort zu sein, aber beim genauen Hinsehen, sah ich ihre Hörner aus dem Schlamm herauszuragen. Ich kehrte ins Haus zurück. Das Scheusal war am Feuerherd und rührte im Kessel und im Offen garte ein Gulasch – mit einem unbekannten Kräutergeruch, von Kräutern, die auf der Koppel wuchsen und den Dorffrauen bekannt waren. Seltsamerweise erinnerten sie mich an meine Kindheit.

Mir lief das Wasser im Mund zusammen. So wie es aussah, wollte die alte Kuh heiraten. Kochten auch ihre Schwestern Maisbrei? Sie waren nirgendwo zu sehen. Ich begann zu schwitzen. Wenn etwa ich ihr Maisbrei auswähle? Könnte ich so viel Pech haben? Dann ging mir ein Gedanke durch den Kopf. Es gab Mädchen, die ihren Freien ablehnten. Aber gibt es auch Brautwerber, die das Mädchen ablehnten? Und wenn ja, was passiert mit denen? Und wenn die dickköpfigen Mädels sich in Kühe verwandelten, dann werden die mäkligen Jungs ... Büffel?

Am Mittag ging ich in das Dorf. Die gekochten und mit einem Geschirrtuch abgedeckten Maisbreie waren auf einen Tisch gestellt, und die Kerle drehten sich herum. Sie nahmen die Hüte in ihre Hände, schauten und kosteten. Jeder Maisbrei hatte ein Zeichen unten am Teller, und dieses Zeichen war in einem Buch von dem Bürgermeister eingetragen, sodass kein Betrug möglich war.
 Neben dem Maisbrei haben die Mädchen auch noch andere Speisen zubereitet, die zu dem Maisbrei passen - wie Kohlrouladen, gedünstetes Kraut, Hasenragout, Rebhuhn und natürlich durfte der Pflaumenschnaps auch nicht fehlen.

Ich hatte so einen Bärenhunger, dass mir der Magen bis in die Kniekehle hing. An diesem Tag bekamen die Brautwerber nichts zu Essen. Ich schaute mir die verschiedenen Maisbreie an, und konnte aber keinen Unterschied feststellen.

Ich sah auch kalte und schon harte Maisbreie, genauso wie mir der kleine Junge erzählte und dachte bei mir, hier ist mir wirklich nicht zum Scherzen.
Ich sah einen Kerl vor mir, wie er einen Maisbrei hochhielt und unmittelbar darauf kam die Besitzerin. Sie war eine Schönheit von Mädchen, dass ich richtig neidig wurde. Ein anderer junger Mann hob einen Maisbrei hoch und die Ausgewählte war niemand anderes als die hübsche Schwester des Scheusals, gerade die ich auch ins Auge gefasst hatte.

Wütend auf das Glück der Beiden hob ich auch ganz rasch einen Maisbrei hoch und im Nu erschien mein Gastgeber mit dem Scheusal an der Hand und sagte zu mir:

„Ein glücklicher Augenblick, mein Junge!“ und das Scheusal grinste mich mit ihren langen herausragenden Zähnen an und rückte mit Stolz ihre reichlich ausgeblichenen Haare zurecht..

Ich machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Der Mann aber brüllte:

„Schau mal, was für eine Pracht von einem Mädchen bekommen hast. Du hast doch nicht umsonst so lange gewartet, um zu heiraten und den langen Weg bis zu uns gemacht.“

Da ich schwieg und als ich sie ganz verdattert ansah, fragte mich noch ihr Vater kurz:

„Hast du was dagegen?“

„Ja ...Nein“, sagte ich stotternd.

„Dann was ist los?“

„Ich bin überwältigt, es übertrifft meine Erwartungen“.

„Ach so, ich freue mich“, sagte er und rieb sich seine Hände. „Als du unseren Hof betreten hast, hatte ich eine Vorahnung, dass du mein zukünftiger Schwiegersohn wirst. Sei mir nicht böse, aber manche Dinge kommen, wie sie kommen sollen. Ich habe mir für meine Tochter immer so einen tüchtigen Ehemann gewünscht“

Ich wollte eigentlich einen großen Skandal verursachen und den anderen Brautwerbem die Augen öffnen, was es mit den Mädchen-Büffelkühen auf sich hat und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind, wenn sie ein Mädchen ablehnen. Ich wollte regelrecht eine Revolte auslösen. Aber ich konnte meinen Zorn zurückhalten. Eine innere Stimme sagte zu mir, ich sollte nach vorne schauen und kein Unglück über meinen Kopf heraufziehen lassen. Ich überlegte mir, sie vielleicht auf dem Weg nach Hause in einen Abgrund zu stoßen und danach in ein Kloster zu flüchten, den dann bräuchte ich keine Ehefrau mehr, solange wie ich lebe.

Das hässliche Wesen kicherte, schaute mich lieb an und sagte:

„ Meine Liebster, geh und pflücke mir Kamillenblüten, ich mag sie so sehr, ich könnte mein Leben für sie geben“

„Sofort, meine Liebe! Ich pfiff nach meinem Pferd, aber sie ließen mich nicht auf mein Pferd, sondern sie gaben mir eines von ihnen. Ich sprang auf den Rücken des Pferdes und mit einer Windgeschwindigkeit ritt ich den Hügel hoch. Ich dachte darüber nach, dass es eine gute Gelegenheit wäre, zu verschwinden und mich von allem loszureißen. Aber angekommen auf einem Blumenfeld, sagte das Unheil von Pferd wiehernd zu mir:

„Komm, mach schnell, da wir rasch zurückkehren. Ich habe Appetit auf Heu!“

Es war nichts zu machen. Ich habe Kamillenblüten gepflückt, sprang auf das Pferd und kehrte zurück zu meiner Braut. Die Musikanten spielten gerade das traditionelle Brautlied „Die Sonne neiget sich ...“ und das Scheusal gab sich die allergrößte Mühe zu weinen. Alle Brautpaare haben sich an den Tisch gesetzt, insgesamt waren es 30 frisch verheiratete Paare, wir aßen und tranken, während die Musikanten auf Violinen und Lauten spielten.

Das Tanzen fing an und das Teufelsweib von Braut, nach der Dorftradition zurecht gemacht, tanzte mit steifen und seltsamen Bewegungen, ob sie gerade einen Maiskolben heruntergeschluckt hätte, der ihr nicht erlaubte sich anders zu bewegen. Ab und zu mal drehte sie sich wie ein Kreisel. Die Zeit war gekommen, dass wir aufbrechen und unsere Reise antreten mussten.

Ich dachte, sie würde ihr eigenes Pferd bekommen, aber das war nicht der Fall. Wir mussten auf einem Pferd reiten. Sie verabschiedete sich von ihrer Mutter, von ihrem Vater, von ihren Geschwistern und Schwägern, von den Brüdern und von ihrer hübschen Schwester, die auch Braut war und die ihr Lachen nicht mehr verbergen konnte.

Ich hob meiner Schönheit von Ehefrau hoch und schmiss sie auf den Rücken des Pferdes. Sie fing sofort an zu schreien und laut sich zu beklagen:
„Vater, er liebt mich nicht. Schau mal, er hat mich auf das Pferd geschmissen.“
„Waaaaas?“, sagte zornig der Vater. „Schwiegersohn, pass auf, wie du meine Tochter behandelst.“„Es ist nicht wahr, meine Liebe. Du täuschst dich.“

„Sie täuscht sich nicht“, sagte das Pferd. „Ich habe es auch gefühlt, dass du sie geschmissen hast.

„Aua“, brüllte der Vater. „Lass nur gut sein, Junge. Leute, schaut mal alle her. Der junge Mann hier möchte eine bessere Ehefrau. Holt ihm, was er verdient“

Beschämend und ganz klein wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte, als eine Menge von Menschen mit einer riesigen, bläulichen Büffelkuh, mit Schwabbelhaut und sabberten Mund ankamen. Ich erkannte die Kuh aus dem Schlamm wieder. Sie blieb von mir stehen und machte ein fürchterliches Geräusch mit ihren Lippen, so dick wie zwei Maß Bier.

Das Dorfoberhaupt mit dem Register unter seinen Armen fragte mich:

„Sag mein Junge, welche von den beiden, wählst du aus?“

„Ich möchte keine Auswahl mehr treffen, ich behalte meine liebe Braut“, sagte ich zitternd.Ich stieg auf mein Pferd, meine Frau saß vor mir und wir wollten gerade losreiten, als ihre Mutter mit scharfer Stimme zurief:

„Die Kuh ist ein Teil der Mitgift. Sie geht mit euch, aber ihr sollt nicht zu schnell reiten, denn sie ermüdet schnell!“

Ich wusste, dass die Mitgift ungefähr zwei Wochen später nachgeschickt wird. Deshalb war ich sehr überrascht, dass die Kuh schon jetzt mitkommen sollte. Warum denn das?

„Hab keine Angst“, erwiderte ich. Wir ritten im Trab, die Kuh ging neben uns, aber kaum waren wir über den Hügel und als uns niemand mehr sehen konnte, gab ich dem Pferd die Sporen, dass er so schnell wie der Wind laufen soll. Als ich gerade dachte, dass wir das hässliche Tier losgeworden sind, fühlte ich ein Brennen auf meinem Rücken. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und ich sah die galoppierende Kuh mit den zum Boden gerichteten Hörner und es waren nur die glühenden, feurigen Augen  zu sehen.

„Komm“, schrie ich zu ihr, „komm, ich warte auf dich, wir gehen zusammen weiter“

Darauf verlangsamte die Kuh ihren Schritt und ich hielt mein Pferd an. Während wir eine Rast machten, weidete sie auf einer grünen und saftigen Wiese.

Die Braut bat mich, sie von dem Pferd herunter zu heben. Sie fing dann an zu tanzen. Ich schaute nur von ihr zu der Kuh und von der Kuh zu ihr und plötzlich entdeckte ich, dass meine Braut doch ihre Reize hatte.

Bei der nächsten Rast breiteten wir ein Tischtuch aus, wir aßen zusammen und dabei unterhielten wir uns über die Gott und die Welt. Nach einiger Zeit setzten wir fröhlich unsere Reise fort und die Kuh folgte uns.

Auf dem Weg zu meinem Dorf sah ich wie meine Braut immer hübscher und hübscher wurde. Als wir zu Hause ankamen, fand ich sie so schön wie eine Blume.

Meine Mutter empfing uns und ich sagte ganz stolz zu ihr:

„Schau mal Mutter, was für eine Braut ich mir mitgebracht habe“

Sie schaute meine Frau an und sagte kein einziges Wort. Die Braut hat sich sofort auf die Ofenbank gelegt und dort rumgelümmelt und die Kuh blieb auf der Wiese vor der Haustür, sie gähnte und hat träge gegrast. Sie ist bis zu dem heutigen Tage dort geblieben. Nach einer Woche kamen zwölf Fuhrwerke, begleitet von einer großen Kuhherde, als Mitgift an.

Meine Mutter nickte jetzt ganz fröhlich und zufrieden und sagte:

„So geht es doch noch ...“.

„Und das war`s ...Wir bekamen drei Jungs und lebten alle glücklich zusammen bis ins hohe Alter und so kam es , dass ich euch die Geschichte erzählen kann, wie ich meine Braut fand“.