"/> ">

Warum mein Hund hat lange Ohren

 Eine Geschichte von Mediana Stan, Übersetzt von Katalin Nagy, Zeichnung von Moldovan George
Interpretiert von Inge Ziegler.

>>Siehst du was geschehen ist! <<- sagte meine Freundin, Coco. >>Ich hab dir immer gesagt, du sollst den Hund nicht zusammen mit der Katze lassen, doch du hast mir nie zugehört! <<
>>Aber ich hab sie doch nicht zusammengelassen, denn bevor ich zur Arbeit ging, waren sie doch noch beide auf ihren Plätzen, aber na ja… Flocke hat seine eigene Hundehütte in der Mitte des Hofes wo er bei Tag und Nacht, meistens ist er angebunden, auf den Hof aufpassen soll. Nur im Winter darf er hier auf  dem Flur, in einem Korb, neben der Küche bleiben.
Stelle dir nur vor! Es regnet und es ist kalt und die kaffeebraune Katze mit den schwarzen Ohren und blauen Augen kommt gerade aus dem Garten und mit ihren Tatzen die Steine betastend, als ob sie darüber nachdenken würde, ob sie würdig dessen sind mit den Tatzen berührt zu werden oder nicht, während sie zugleich auch Flocke ansieht, der an der Kette zappelt. Sie geht spazierend vorbei und dann dreht sich mit ihrem Hintern zu Flocke, bewegt ihren Schwanz rhythmisch zu ihren Bewegungen und an der Haustür stößt sie mit dem Kopf gegen das kleine Türchen, das ihre Herrchen nur für sie ausgeschnitten haben.

Manchmal erlaubt ihr Herrchen, das bin ich, dass auch Flocke mit ins Haus kommen darf. Dann passiert es oft, dass Flocke die Katze in dem Bett des Herrchen sieht, sie liegt zusammengerollt in der Mitte des Bettes und schläft wie ein Kuchen, und er bellt sie an. 
An einem Tag als die Herrchen des Hauses nicht Zuhause waren und die Katze auf  der Bettdecke schlief, stellte sich Flocke auf seine zwei Hinterbeine und schaute durchs Fenster. Die Katze schlief  fest. Aber nicht nur der Hund schaute durchs Fenster, sondern auch der Hahn, die drei Hennen und auch die Ziege wollten die schlafende Katze sehen. Ja sogar ein kleiner Igel erschien bei der Versammlung, er kletterte auf den Ranken des Efeus hoch, damit er alles gut sehen konnte.

Auch zwei gelbe Hamster, die aus Angst vor der Katze nie herauskamen, sind jetzt erschienen und kletterten auf  das andere Fenstersims. Auch der Esel kam, der sich auf seine Hinterbeine zwischen den zwei Hamstern stellte. Und weil er den ganzen Nachmittag lang den Wagen mit dem Kraut gezogen hat und dadurch fast lahm war, fragte er seine gelben Nachbarn:
>>Na, was hat sie denn gearbeitet, dass sie so müde geworden ist? <<
Die Hamster übelgelaunt wegen des schlechten Wetters und auch wegen den Rückenschmerzen, der das Tragen der Säcke verursacht hat, denn ich habe ihnen erlaubt sich Wintervorräte auf der Wiese zu sammeln, antworteten:
>>Was sie wohl gearbeitet hat? Sie braucht ja nichts zu schleppen, sie bekommt das Essen von den Herrchen. <<
Die Hennen gackerten:
>>Dann legt sie vielleicht Eier? <<
Aber der Hahn erwiderte:

>>Sie kann auch keine Eier legen, wie ihr und sie kräht auch nicht, wie ich! <<
>>Schweige, du bist ja schuldig <<- sagten die Hennen-, <<weil du nicht  laut genug krähst und die Arme kann das nicht hören! << 
>>Waaas? Auch der Hausherr wird dank meines Krähens wach, man kann es drei Meilen weit hören, auch wenn sein Wecker kaputt ist, aber meine Stimme versagt nie! <<- und dann krähte er so laut, dass die Herumstehenden ihre Ohren zuhielten, aber die Katze drehte sich nur auf die andere Seite. Dann krähte der Hahn noch einmal, so laut, dass jetzt alle Fensterscheiben zersprangen. Die Katze sprang vor Schreck auf ihre Beine und sah die vielen Gesichter, die sie staunend betrachteten.

Sie wurde auf einmal sehr wütend auf den Hund, weil sie glaubte er sei schuldig dafür, dass alle Tiere erfahren haben was für ein Faulenzer sie sei. Weil sie glaubte der Hund habe Schande über sie gebracht, entschied sie, sich an dem Hund zu rächen.
Am nächsten Tag ging sie zu dem Hund und mit dem Schwanz zwischen den Beinen sagte sie zu ihm:
>>Sieh, was ich mir überlegt habe: wenn die Herrchen nicht Zuhause sind und du frei bist, erlaube ich es dir, dass du auch in dem großen Bett schläfst, aber folge meinen Beispiel und wasche deine Pfoten vorher, weil ich sonst noch Ărger wegen dir kriegen kann. <<Flocke freute sich so sehr, dass er vor Freude aufhörte zu denken. Als die Herrchen weg waren, lief er gleich zum Türchen für die Katze an der Haustür. Die Katze war auf der anderen Seite des Türchens und sagte:
>>Unsere Hausfrau hat viel zu viel eingeheizt und ich soll das Türchen hinausschieben, damit das Haus gelüftet wird!   <<
>>Bitte lass das Türchen offen! <<- sagte der Hund mit raureifer Schnauze  während seine Nasenlöcher in der Kälte rauchten. 
>>Warte, erst sollst du deine Pfoten zeigen! <<

Flocke steckte der Reihe nach seine Pfoten hinein, aber die Katze verzerrte sich nur:
>>Deine linke Hinterpfote ist nicht sauber genug, geh zurück zu dem Gartenschlauch und  wasche dich noch einmal! <<
Der Hund lief und wusch noch einmal seine Pfoten, dann schob er das Türchen auf und kroch hinein, aber er kam nicht durch, das Türchen entsprach nicht seinem Umfang. Mit großer Kraftanstrengung gelang er halbwegs durch, aber dann ist er stecken geblieben. 
Doch die Katze redete ihm immer noch zu:
>>Komm, gib nicht auf, versuch dich durch zudrängeln! <<
Flocke strengte sich an, aber vergebens.

>>Ich schneide dir dein Fell ab, weil du viel zu dick bist! <<- so lief sie und holte die Schere der Hausfrau und begann das Fell des Hundes abzuschneiden. Flocke rutschte noch ein wenig nach vorne, aber jetzt steckte er erst richtig fest, so dass er weder nach hinten noch nach vorne konnte.
Dann schaute die Katze auf die Uhr und begann zu jammern:
>>O weh, die Herrchen sind gleich zu Hause! Wenn sie uns erwischen, dann gibt es großen Ărger für uns! <<- und sie begann den Hund an seinen Ohren nach innen zu ziehen. Flocke sagte kein Wort und ließ es zu an seinen Ohren gezogen zu werden, nur damit er sich sehr schnell aus dieser Zwangslage befreien kann. Die Katze zog und zog und Flocke bat sie noch kräftiger zu ziehen und vor Angst erfüllt, fühlte er überhaupt keinen Schmerz. 
Als ich nach Hause kam, fand ich Flocke im Türchen eingeklemmt, mit abgeschnittenem  Fell und mit so langen Ohren, wie sie ein Cocker-Spaniel hat.

Ich schnitt das Türchen mit einer Säge heraus um ihn zu befreien und dann brachte ich ihn zu dem Hundefriseur. Er blieb im Flur bis sein Fell wieder nachwuchs.
Deswegen hat mein Hund so lange Ohren… Aber es steht ihm besser so!
>>Ja… <<- sagte auch Coco. >>Und was ist mit der Katze geschehen? <<
>>Die Katze? Du weißt ja wie es ist, wenn du müde nach Hause kommst und die Katze in deinen Schoß springt und zu schnurren beginnt… <<
>>Ich weiß. <<