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Mein Vater über den Wolken

 Eine Geschichte von Mediana Stan, Übersetzt von Tilda Hoffmann M.A., Zeichnung von Moldován Mária

 Eines Tages ging sein Flugzeug kaputt und blieb auf den Wolken stehen. Mein Papa stieg aus, um nachzusehen, worin das Problem lag. Der Motor hatte eine Macke und es gab keine Chance, dass er auf die Erde zurückkehrt. Wie er so umherschaute, erblickte er in der Ferne auf den Wolken, die schwebende Insel in einem Meer von Luft, ein weißes Häuschen, ohne Lichter. Er ging bis zu dem Häuschen und dort sah er, dass vor dem Haus ein paar Rentiere angebunden waren. Hmm ...“ ich könnte schwören, es sei das Haus von dem Weihnachtsmann“, sagte er vor sich hin. „Vielleicht könnte er mir helfen, wieder nach Hause zu kommen!“ Verfolgt von den neugierigen Blicken der Rentiere klopfte er an die Tür, die eine mächtige silberne Klinke hatte. Niemand hat ihm geantwortet. Dann schaute er durchs Fenster und sah ein weißes Bett mit goldenem Gestell, bedeckt mit einer Bettdecke aus dicker Wolke, weiß und mit Schneesternen zusammengenäht. Im Bett erblickte er zwei schlafende Engel, deren goldene Haare auf dem Wolkenkissen ausgebreitet waren.  
Meine Vater klopfte ganz leicht an die Fensterscheibe, die Engel wachten auf und sie kamen ans Fenster.

„Wer bist du und wie bist du hier hergekommen, an diesem Ort, der nur von den Zugvögeln und dem Eisenvogel erreicht wird?“ 
„Ich bin mit so einem Eisenvogel gekommen“, sagte mein Vater, „aber der ist kaputtgegangen und ich kann nicht mehr nach Hause gehen „... „Hier wohnt doch der Weihnachtsmann.., oder?“ 
„Ja“, sagten die Engel.“Es ist das Haus von dem Weihnachtsmann. Er ist jetzt gerade nicht da, aber er kommt bald zurück. Heute Abend, es ist doch der Heilige Abend, muss er ganz schnell zur Erde, um den Kindern Geschenke zu bringen …Du kannst doch hereinkommen, um auf ihn zu warten!“

„Gut, gut! Du musst mir aber zuerst auch helfen. Du sollst das Schlitten sauber machen, die Rentiere tränken und du sollst die Spielzeuge in den Sack einpacken … die Zwei werden dir auch helfen“, sagte er und zeigte dabei auf die zwei Engel, die ihre Flügelchen ganz nach hinten gebunden hatten. Danach ist der Weihnachtsmann ins Haus hineingegangen, um nach dem roten Anzug zu suchen, den er nur in dieser Nacht trägt, weil es die Menschen so lieben.
Mein Vater fing an den mächtigen und schweren Schlitten, der aus Silber gegossen war, zu putzen und zu polieren, bis es wie Schnee glänzte. Er tränkte die Tiere, flickte den großen Sack, füllte ihn mit Geschenken und band ihn zu. Nachdem er die Rentiere an den Schlitten einspannte, setzte er sich neben den Weihnachtsmann. 
„Als ich Kind war, habe ich mir immer gewünscht einmal den Weihnachtsmann zu sehen, mindestens vom Weiten. Aber auch jetzt ist es nicht zu spät! Ich werde meinem Sohn und seiner Mutter erzählen, die jetzt ganz besorgt auf mich warten und sie denken, ich werde nicht mehr nach Hause kehren. Mit Sicherheit haben sie aus den Nachrichten erfahren, dass mein Flugzeug nicht auf dem Flughafen gelandet ist“
„Du wirst schon heil nach Hause kommen, mach dir keine Sorgen“, sagte der Weihnachtsmann. Er nahm die Zügel und der Schlitten glitt ganz ruhig auf dem Wolkenschnee. Der Schlitten knirschte und lies Spuren im Schnee. Ab und zumal traf er auch auf einen Mondschein, dann glitt er ganz schnell auf ihn …

Je eine Sternschnuppe fiel vor den Rentieren. Eine berührte sogar das Fell eines der Tiere und es roch nach verbrannten Tierhaaren. Langsam, langsam wurde der Sternenhimmel immer dichter, der Weihnachtsmann und mein Vater konnten kaum noch von den pfeifenden Raketten fahren. Der Rauch von den Feuerwerkskörpern erstickte sie fast. 
 
„So machen sie es jedes Mal, wenn ich zu den Kindern unterwegs bin“, brummte der Weihnachtsmann vor sich hin. „Ich kann den Weg nicht mehr erkennen und die Tiere werden ganz verängstigt..“
„Wer macht denn so was?“, fragte mein Vater nach oben schauend.
„Ha, ha.. Die beiden, die du bei mir im Haus schlafen gesehen hast und noch viele andere wie sie! Sie werden sich nie beruhigen. Und sie erwarten Geschenke von mir, wenn ich von der Erde zurückkomme. Pfui … dieses Mal bekommen sie nichts, weil sie nicht hören! Sie hören überhaupt nicht!

Der Weihnachtsmann hielt den Schlitten an und schüttelte seine Hände durch die Luft:
„Komm, hört auf. Ihr sollt wissen, ich bringe euch nichts … böse Engelchen“. 
Knurrend und brummend stieg er wieder in den Schlitten ein, während mein Vater die Zügel festhielt und sich bemühte ernsthaft zu bleiben und den Ărger mit dem Weihnachtsmann zu teilen, obwohl er viel lieber sich vor Lachen in dem Schnee gewälzt hätte. 
Eine Zeit lang fuhren sie wieder ruhig und ohne Vorkommnisse, als sie plötzlich wieder in eine Rakettenwolke gekommen sind.
Der Weihnachtsmann biss die Zähne zusammen und murrte: „ Ich weiß, wer es war. Na lass nur, wenn ich zurückkomme. Sie werden schon was erleben“. Meinem Vater schien es aber so, ob der Weihnachtsmann seine Drohungen gar nicht ernst meinte und auch er selbst Mühe hatte ernst und streng zu bleiben. 
Nachdem sie den Himmelstern  hinter sich gelassen hatten, traute sich mein Vater den Weihnachtsmann zu fragen: „Weihnachtsmann, wie machst du es, dass du es schaffst, in einer Nacht alle Kinder zu besuchen?“
„Ich verrate dir nun mein Geheimniss“, sagte der Weihnachtsmann geheimnisvoll. „Ich habe die  Gabe mich millionenfach zu vervielfältigen, so viele Male wie es Kinder auf der Welt gibt und ich bleibe dabei aber immer derselbe Weihnachtsmann. Sozusagen gehe ich eigentlich nur zu einem einzigen Kind, ein einziges Mal …“
„Verstehe“, sagte mein Vater. „Hast du ein Geschenk auch für meinen Sohn?“
„Selbstverständlich! Wenn ich mich nicht irre, heißt er doch Mircea?“

„Mircea weiß, dass ich Testpilot bin und einmal habe ich ihn mitgenommen und ihm dein Haus gezeigt.“
Es war schon spät in der Nacht, als der Schlitten vor unserem Haus hielt.
„Nimm das“, sagte der Weihnachtsmann „und gib ihm das Geschenk!“
„Kommst du nicht kurz herein?“
„Nein, ich muss zurück zu meinen Kindern, den Engeln. Du hast doch selber gesehen, sie sind manchmal genau so ungehorsam wie die Kinder auf der Erde …“
„Vielen herzlichen Dank, Weihnachtsmann!“
Mein Vater klopfte an die Fensterscheibe, während  der Schlitten mit dem Weihnachtsmann zum Himmel hoch flog. Ein Kind, das in einem weißen Bett schlief, wachte auf und lief zum Fenster. Die Lichter im Haus gingen an und man hörte das Kind vor Freude schreien:
„Der Papa ist da, der Papa aus den Wolken …“