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Wer ist nun der Schneemann?

 Eine Geschichte von Mediana Stan, Übersetzt von Tilda Hoffmann M.A., Zeichnung von Moldován Mária

Heute hat es geschneit, ein schöner und frischer Februarschnee. Mein Vater und ich gingen in den Hof um einen Schneemann zu bauen. Wir schippten den Schnee zusammen und mit unseren Händen rollten wir zwei große Schneebälle, die wir aufeinander aufsetzten. Auf den zwei Schneekugeln stellten wir noch einen kleineren Schneeball darauf. Der sollte der Kopf sein. Mit den Händen bohrten wir ihm noch so was wie krause Haare. Mein Papa schnitzte ihm noch Schulter und Ărmel, formte sein Gesicht und setzte noch einen Hut auf seinen Kopf. Ich steckte ihm Kohlenstücke als Augen und eine Möhre als Nase in sein Gesicht. Da es draußen kalt war, knöpfte ich seinen Schneeanzug mit runden Kohlenknöpfen zu. Danach holte mein Vater einen Rutenbesen und wollte gerade ihn in den Schneemann stecken, so wie es sich gehört, als ich den Besen aus seiner Hand riss. Ich mag es eben sehr zu kehren.
„Gib mir den Besen! Ich bin der Schneemann!“, schrie ich.
Mein Papa erwiderte: „Du hast zwar eine rote Nase..aber der Schneemann bin ich!“
Der Großvater, der gerade den Schnee vor dem Bürgersteig unseres Hauses räumte, widersprach uns: “Nanu, schau mal her, ich habe weiße Haare und an meiner Kleidung ist auch Raufrost. Ich bin doch der Schneemann!“

Stillschweigend glitten unsere Augen zum Opa, dann zum Schneemann ... plötzlich hörten wir meine Mutter rufen: „Ich bin doch der Schneemann!“ Meine Mutter gesellte sich etwas später zu uns, da sich etwas Dickeres angezogen hat. Und wenn man sie so beobachtete, könnte sie schon eine gewisse Ăhnlichkeit mit dem Schneemann haben. Ihr Bauch war riesengroß wie ein Schneeball, mein Bruder wuchs gerade dort. 
„Schluss mit dem Streit! Ihr habt mich schon taub gemacht!”, sagte der Schneemann rot vor Wut, „ich bin der Schneemann und niemand anderer!”
Mein Papa hob seine Hände zu uns als Zeichen, dass er aufgibt, und reichte dem Schneemann seinen Besen. Die ganze Familie ist ins Haus zurückgekehrt um Mittag zu essen.

Auf einmal hören wir Schreie, die aus dem Garten kamen. Durch das Fenster sahen wir wie der Schneemann wackelt und ein bisschen hüpfte.
„Was hat er denn ?”, fragte meine Mutter ganz verwundert. 
„Ich gehe raus, um nachzusehen!“, sagte mein Vater.
Er kam zurück und schüttelte den Schnee von seinen Kleidern.
„Die Hyazinthe kitzelt ihn auf ... den Fußsohlen. Wir müssen ihn auf die Veranda umsetzen”
             Alle gingen wir raus, vorsichtig hoben wir ihn hoch und setzten ihn gleich am Eingang unter die orangefarbige  Lampe. Als wir ihn hinsetzten, sind seine Schultern etwas nach unten gerutscht und er bog sich nach vorne.
„Hmm, wir müssen ihn wieder gerade biegen”, schlug meine Mutter vor.
„Nein, nein, so kann ich besser sehen, was alles auf der Straße passiert”, protestierte der Schneemann.
Über die Nacht schneite es wieder. Mein Papa und der Großvater standen ganz früh auf, um die Straße vom Schnee zu räumen. Aber als sie aus dem Haus kamen, sahen sie verwundert, dass die Arbeit schon erledigt war. Der Schneemann wippte sich hin und her und der Schnee klebte auf seinem untersten Ball. „Schau, schau!", sagte mein Papa, „er kann doch gehen und er lässt sich von uns bis zur Veranda schleppen”.
„Er muss sich doch etwas verwöhnen lassen”, sagte Opa lächelnd.
Die Nachbarn, links und rechts machten große Augen, als sie sahen, was in unserem Garten passiert.

„Ihr habt aber einen tüchtigen Schneemann! Könnt ihr ihn nicht mal bei uns vorbei schicken?”
„Das kann ich nicht machen.” sagte Papa, „wenn er die ganze Straße vom Schnee putzen würde, würde er zu lange von zu Hause fehlen und mein Sohn hängt zu sehr an ihm”.
 Mein Vater hat ihn trotzdem zu einem Haus gebracht, wo zwei ältere Menschen wohnten.
Bis zum Frühling hat der Weihnachtsmann den Schnee vom Hof und auf dem Bürgersteig geräumt. Jedes Mal verlor er eine Rute und er schmolz langsam. Als auch die letzte Rute abging, schmolz er endgültig. Wir hatten gar keine Zeit um ihn zu trauen oder seine Abwesenheit zu spüren, da mein Bruder auf die Welt kam. Er war so weiß, kugelförmig und mit einem weißen Babyanzug angezogen. Obwohl er viele Spielzeuge bekommen hat, den größten Spaß bereitete ihm die orangenfarbige Lampe und die Rutenbesen.